Guàrdia Civil gegen Schlangen

Foto: Mela Theurer

Nach wochenlangem Arbeitskampf des Kontrollpersonals der Firma Eulen schickt die spanische Regierung die Guàrdia Civil als „Streikbrecher“ an Barcelonas Flughafen El Prat, um Warteschlangen ein Ende zu setzen

Abheben ist immer mit einem Glücksgefühl verbunden. Wer diese Tage vom Flughafen Barcelona abhebt, kann sich  allerdings wirklich glücklich schätzen. Seit Wochen gehen Bilder und Nachrichten durch die spanischen Medien: Lange Warteschlangen am Kontrollschalter, hoffende und verzweifelnde Reisende, verpasste Flüge, zerstörte Urlaube, geplatzte Geschäftsreisen und sonstige traurige persönliche Schicksale. Zur Hauptreisezeit streikt das Kontrollpersonal an Barcelonas Flughafen El Prat. Der Tarifkonflikt, in dem seitens der ArbeiterInnenschaft nicht nur eine signifikante Lohnerhöhung gefordert, sondern auch die prekäre Arbeitssituation des Security-Personals angeprangert wird, fand am vergangenen Sonntag mit der Verkündung eines unbefristeten Streiks seinen Höhepunkt.

Dem vorausgeganen ist ein fast zwei monatelanger Arbeitskampf. Die private Security-Firma Eulen löste vor über über einem Jahr Prosegur ab und ist seitdem für den reibungslosen Ablauf an den beiden Terminals des Flughafens El Prat verantwortlich, dem meist frequentierten Flughafen im spanischen Staat. In den letzten sieben Jahren stieg dort die Zahl der Passagiere um mehr als das Doppelte. Die Belegschaft reduzierte sich jedoch um fast die Hälfte. Die europäischen Anti-Terrorismus-Bestimmungen haben eine Reihe von Erneuerungen und neuen Technologien gefordert, denen das Personal logistisch nicht nachkommen kann. Chronische Unterbesetzung, fehlende Qualifikation, Unterbezahlung, Überstunden und Sonderschichten zu geringen Lohn und dazu die Geringschätzung der Passagiere, die in den Checks das notwendige Übel von unzureichenden bis überflüssigen und ineffizienten Kontrollen sehen, führten schliesslich zur Aufnahme des Arbeitskampfes.

Das Personal hat die Schnauze voll und fordert: Personelle Verstärkung, bessere Bezahlung und Weiterbildung bezüglich der neuen Kontrollmethoden wie Scanner für alle Neueingestellten. Leider stellen sie die neuen Technologien und das damit verbundene rassistische Überwachungssystem nicht in Frage. Dies führt u.a. dazu, dass ihr Kampf in den alternativen Medien kaum Beachtung findet.

Seit Ende Juli gehen die Angestellten der Privatfirma Eulen für verbesserte Arbeitsbedingungen auf die Barrikaden. In dem Konflikt zwischen Eulen, subkontraktierter Firma und für den Security-check an einem der wichtigsten Flughäfen des spanischen Staates verantwortlich und AENA, Logistikunternehmen, das von Flughäfen bis Autobahnen im spanischen Staat alles in sicherer Hand hat,  vertreten die ArbeiterInnen seitdem vehement ihre Interessen.

Was sich zu Beginn noch für eine schnelle Beilegung des Konfliktes anliess, ist inzwischen zu einem der heissesten Arbeitskämpfe auf politischem Niveau eskaliert. Nicht nur die alltäglichen Schlangen am Flughafen erhitzen die Gemüter. Zwischen spanischer Regierung, die am heutigen Montag die paramilitärische Guàrdia Civil schickte, um den Streik auszuhöhlen und der katalanischen Regierung, der Generalitat, die zwischen den Lagern zu vermitteln versucht, kommt es zu extremen Spannungen. Gegenseitige Beschuldigungen, den Konflikt politisch auszuschlachten füllen die Tageszeitungen. Auch die amtierende Bürgermeisterin im Mutterschutz, Ada Colau, mischt mit. Sie beklagte die fehlenden Kompetenzen des Rathauses,schickte jedoch erst auf Druck der sozialen Medien Aufforderungen an die Generalitat und AENA zur Beilegung des Konfliktes. Das Angebot einer Lohnaufstockung lehnte die Belegschaft am vergangenen Sonntag als unzureichend ab und kündigte einen unbefristeten Streik an. Mit knapp 800 Euro Einstiegsgehalt liegt die Belegschaft unter den tarifüblichen Bedingungen. Die Madrider Regierung und die Arbeitgebervereinigung Foment machten heute letztendlich ihre Drohungen war. Einem Gesetz der Franco-Zeit folgend schickten sie Beamte der Guàridia Civil an den Flughafen.  Das Streikkomitee legte dagegen Beschwerde ein. Deren Berater von der Gewerkschaft Comissiones Obreres CCOO Juan Carlos Giménez erklärte diesen Einsatz  als illegal und gegen das Streikrecht gerichtet. Die Sicherheit des Flughafens sei mit 90 % Minimalbelegschaft gesichert und der Einsatz der Guàrdia Civil sei eine Provokation und diene der Destabiliserung des Arbeitskampfes, so Giménez.

Unterdessen riefen die Fluggesellschaften ihre Passagiere auf, mehrere Stunden vor Eincheck-Termin an den Sicherheitskontrollen zu sein und erklärten, keinerlei Schadensersatz für verpasste Flüge zu erstatten.