Rund 40.000 Personen manifestierten in Barcelona ihren Willen, am 1. Oktober über die Zukunft Kataloniens zu entscheiden. Die klare Frage des Referendums lautet: „Soll Katalonien ein eigener Staat in Form einer Repbulik werden?“
Trotz Strandwetter waren am heutigen Sonntag Mittag um die 40.000 Personen dem Aufruf der Basisorganisationen Katalanische Nationalversammlung ANC, dem Kulturverein Òmnium Cultural und der Vereinigung der Gemeinden für die Unabhängigkeit AMI gefolgt. In festlicher und kämpferischer Stimmung forderten Sprechchöre die Unabhängigkeit und das Recht am 1. Oktober darüber abzustimmen, ob Katalonien eine unabhängige Republik werden soll. Am Fuße des Montjuïc, an dem die vier Säulen des Architekten Puig i Cadafalch die katalanische Flagge symbolisieren, füllte sich die Bühne mit 30 RepräsentantInnen aus Kultur, Politik, Gewerkschaften und Basisorganisationen. Genau zwei Tage nach Verkünden des Datums und der Fragestellung durch den katalanischen Präsidenten sicherten diese der Regierung ihre Unterstützung für einen verbindlichen Volksentscheid zu. Mit der Schriftstellerin Isabel-Clara Simó, dem Wirtschaftswissenschaftler und Sozialaktivisten Arcadi Oliveres, dem ehemaligen Abgeordneten der antikapitalistischen Kandidatur für die Volkseinheit CUP, David Fernandéz, der Kinodirektorin Isona Passola, dem Initiatoren der Initiative Unser Haus ist euer Haus Ruben Wagensberg, dem Journalisten Miquel Calçada sowie Pep Riera von der Bauerngewerkschaft Unió de pagesos sind nur einige der Protagonisten genannt, die ihren Willen an die Urnen zu schreiten, bekundeten. Höhepunkt fand die Veranstaltung durch die Verlesung des Manifestes durch den katalanischen Fußballtrainer von Manchester City, Pep Guardiola. “Wir werden in jedem Fall wählen, auch wenn es der spanische Staat zu verhindern versucht” so die Botschaft Guardiolas, der in seiner Rede die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung der Abhaltung demokratischer Wahlen aufforderte. “In einem Moment, wo die Demokratie beschnitten werden soll, wird ihre Verteidigung notwendig; wir müssen an die Urnen schreiten und mit all unseren Kräften das demokratische Recht und unsere RepräsentantInnnen verteidigen” so Guardiola. Zwischen den Reden sorgten der Liedermacher Cesk Freixas und „Titot“, CUP-Abgeordneter und Sänger der Rockgruppe Brams für ein kämpferisches Kulturprogramm. Zum Schluss schlossen die drei RepräsentantInnen der drei veranstaltenden Basisorganisationen die Reihen. Jordi Sànchez von der ANC dankte der Regierung dafür, dass sie “Nägel mit Köpfen” gemacht und das Datum sowie eine klare Fragestellung festgelegt hat. Für den Fall, dass Madrid nun doch noch durch Verhandlungen ein Referendum verhindern wolle, hatte Sànchez eine klare Botschaft: “Der Gang an die Urnen ist nicht verhandelbar!” so der Vorsitzender der katalanischen Nationalversammlung.
Jordi Cuixart von Òmnium Cultural bekräftigte in einer engagierten Rede den Willen und das Recht der katalanischen Bevölkerung über eine weitere Zugehörigkeit zum spanischen Staat am 1. Oktober zu entscheiden. Er rief zu einem couragierten und mutigen Auftreten gegen mögliche Repressalien von Seiten der Zentralregierung auf: “So viele Gefängnisse hat nicht einmal der spanische Staat, um eine ganze Bevölkerung darin verschwinden zu lassen.”
Neus Llovers von AMI sprach unterdessen den vollen Beistand durch die Gemeinden aus. “Wir stehen hinter der Regierung und nehmen alle erforderlichen Verantworlichkeiten auf uns, um die Durchführung des Referendums zu ermöglichen”, versicherte die Bürgermeisterin aus Vilanova i Geltru.
Ebenfalls volle Unterstützung für die Unabhängigkeitsparteien sowie den anwesenden Präsidenten Kataloniens Carles Puigdemont kam von einem animierten und entschiedenen Publikum. “Wir werden wählen – Wir lassen uns durch nichts davon abhalten” schallte es in Sprechchören immer wieder über den Platz.
In einem Fernsehinterview gegenüber dem katalanischen Sender TV3 hatte am selben Vormittag Gerardo Pisarello, momentaner Stellvertreter der sich im Mutterschutz befindenden Bürgermeisterin Barcelonas Ada Colau, die Hilfe der Stadtverwaltung zugesichert, falls es zu Repression gegen das Referendum kommen sollte.