Hartes Urteil auf schwachen Beinen

Foto: Mela Theurer

Nach knapp 6 Monaten Verhandlung wurde eine 36-jährige Anarchistin aus Barcelona wegen angeblicher Beteiligung an einem Banküberfall auf katholische Pax-Bank in Aachen zu siebeneinhalb Jahren verurteilt

Am vergangenen Mittwoch wurde eine Aktivistin aus der anarchistischen FrauenLesben-Szenze Barcelonas wegen angeblicher Beteiligung an einem Banküberfall auf die katholische Pax-Bank in Aachen im Jahr 2014 zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Bei dem Überfall waren 425.410 Euro und Devisen im Wert von mehreren tausend Euro erbeutet worden. Die Beweislage stützte sich auf eine DNA-Analyse der Verurteilten, die mit in der Nähe des Überfalls gefundenen Gegenständen indentisch sein soll. Eine Perücke, ein

Mantel, eine Wollmütze und eine Brille mussten letztendlich als Beweise herhalten, die zur Verurteilung führten.  Für den Mitangeklagten, einen ebenfalls aus der katalanischen Hausbesetzerszene stammenden Portugiesen, ging der Prozess hingegen positiv aus. Obwohl auf einem im Tresorraum der Bank hinterlassenen Schraubenzieher angeblich seine DNA identifiziert wurde, konnte das Gericht keine weiteren Beweise finden, die ihn in den Banküberfall implizierten. Auf Filmen der Überwachungskameras konnte er nicht erkannt werden. Somit reichte die Beweislage nicht für eine Verurteilung aus. Im Gegensatz dazu bediente sich das Gericht der aufgefundenen Gegenstände und deren angeblichenr DNA-Übereinstimmung mit der angeklagten Anarchistin, um gegen sie eine drastischen Strafe zu verhängen.
Im Frühjahr letzten Jahres hatte bereits die Festnahme der jungen Frau
für Aufsehen gesorgt. Mit schwerem Polizeiaufgebot hatte in den frühen Morgenstunden des 13. Aprils die Durchsuchung des besetzten sozialen Zentrums »Blokes Fantasma« in Barcelona begonnen. Zwölf Stunden wurden die Bewohner dort festgehalten. Die brutale Polizeiaktion verursachte erhebliche Schäden an der Einrichtung des Zentrums. Am selben Tag wurden auch mehrere Privatwohnungen durchsucht. Im Stadtteil Carmel verhaftete die Polizei schließlich die 35jährige Frau, gegen die das LKA Nordrhein-Westfalen wegen Überfällen auf Bankfilialen zwischen 2012 und 2014 ermittelte. Nach ihrer Überstellung nach Marid verhängte das spanische Gericht Audiència Nacional Präventivhaft. Ende Juni wurde letztendlich ihre Auslieferung nach Deutschland angeordnet, seitdem befand sie sich unter restriktiven Bedingungen in der JVA Köln in Einzelhaft. Unter anderem waren das Besuchs- und Kommunikationsrecht stark eingeschränkt. Nach der Urteilsverkündung kam es in mehreren Städten Europas, wie Athen, Berlin und Barcleona zu Protestaktionen. In Barcleona fand am Abend des 7.  Junis eine Demontration statt, zudem wurden zentrale Verkehrsadern mit brennenden Autoreifen blockiert.

Alle weiteren in diesem Zusammenhang Angeklagten waren z.T. in Revisionsverfahren aus Mangels an Beweisen freigesprochen worden.