Petition soll auf den Tisch

Spanischer Ministerpräsident Rajoy lehnt Verhandlungen über Unabhängigkeitsreferendum weiterhin rigoros ab

Am heutigen Samstag kündigte der katalanische Ministerpräsident Puigdemont auf dem 5. Generalkongress der Katalanischen Nationalersammlung (ANC) an, der Madrider Zentralregierung in den nächsten Wochen eine Petition über die Verhandlungen zu einem Referendum vorzulegen. Puigdemont bekräftigte in seinem Diskurs auf dem Kongress der Basisbewegung ANC den Willen zum Dialog und zu einer Übereinkunft mit dem spanischen Staat. Die Antwort aus Madrid kam „Petition soll auf den Tisch“ weiterlesen

Buch, Rose und Unabhängigkeit


Katalonien beharrt auf der Durchführung eines Referendums über die Abspaltung von Spanien

Die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien beharrt darauf, in einem Referendum über eine Abspaltung der Re­gion von Spanien zu entscheiden. Während sich die Generalitat in Barcelona noch immer darum bemüht, durch Verhandlungen eine Einigung mit der Zentralregierung zu erreichen, kommt dazu aus Madrid nach wie vor ein kategorisches »Nein«. Den Druck auf die Administration von Ministerpräsident Mariano Rajoy soll nun eine Unterschriftenkampagne erhöhen, die noch bis zum 1. Mai läuft. So nutzten 5.000 Freiwillige die Diada de Sant Jordi am 23. April dafür, Unterstützungserklärungen für die Durchführung eines rechtlich verbindlichen Volksentscheids zu sammeln. „Buch, Rose und Unabhängigkeit“ weiterlesen

Artur Mas verurteilt


Spanische Justiz richtet über kalalanischen Expremier wegen Referendum über Unabhängigkeit

Überraschend schnell ist das Urteil des höchsten katalanischen Gerichtshofes im Prozess gegen drei ehemalige Regierungsmitglieder, darunter auch der ehemalige Ministerpräsident Artur Mas, gefallen. Mas, seine damalige Stellvertreterin Joana Ortega und die einstige Bildungsministerin Irene Rigau wurden am Montag wegen Ungehorsams für schuldig befunden. Sie waren wegen des Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens im November 2014 angeklagt, das sie trotz eines gerichtlichen Verbots abgehalten hatten. Mas darf zwei Jahre keine Ämter mehr ausüben und muss ein Bußgeld von 36.500 Euro zahlen. Ortega wurde zu einem Jahr und neun Monaten Dienstverbot sowie einer Geldstrafe von 30.000 Euro verurteilt. Rigau erhielt ein Betätigungsverbot von eineinhalb Jahren und eine Geldstrafe von 24.000 Euro.

Im zweiten Anklagepunkt der Rechtsbeugung wurden alle drei freigesprochen. Auf das schnelle, aber nicht überraschende Urteil reagierte Mas gelassen: „Artur Mas verurteilt“ weiterlesen

Keine Ausreden mehr

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Hunderttausende protestieren in Barcelona für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen. Konkrete Zusagen bleiben aus.

Nach der Großdemonstration für die Aufnahme von Flüchtlingen am vergangenen Samstag in Barcelona hat die Diskussion um die Konsequenzen begonnen. Wie die Tageszeitung Ara am Montag berichtete, hat die katalanische Regierung Forderungen zurückgewiesen, sich über das Verbot der spanischen Zentralregierung hinwegzusetzen und mehr Menschen Schutz zu gewähren. Die Sprecherin der Generalitat, Neus Munté, erklärte gegenüber Catalunya Ràdio, dass – »leider« – nur die Staaten das Recht hätten, Asyl zu gewähren. Wenn sich Katalonien über die Entscheidungen Madrids hinwegsetze, könne dies die Rechte und den legalen Status der so aufgenommenen Flüchtlinge gefährden. Ein solches Handeln wäre »unverantwortlich«.

Am Samstag waren in Barcelona nach Polizeiangaben 160.000 Menschen gegen die Abschottungspolitik der spanischen Regierung und der EU auf die Straße gegangen. Die Nichtregierungsorganisation »Casa nostra, casa vostra« (Unser Haus, euer Haus), die zu der Aktion aufgerufen hatte, sprach sogar von einer halben Million Menschen und der europaweit größten Demonstration seit Beginn des Erstarkens der Flüchtlingsbewegung. Unter dem Motto »Wir wollen aufnehmen – Schluss mit den Ausreden« forderten die Teilnehmer in der katalanischen Metropole von der Regierung in Madrid, zumindest ihre 2015 gegebenen Zusagen einzuhalten. „Keine Ausreden mehr“ weiterlesen

Refugees welcome

 

Am Samstag haben in Barcelona nach Polizeiangaben 160.000 Menschen für die Aufnahme von Flüchtlingen demonstriert. Die Organisatoren von »Unser Haus ist euer Haus« sprachen sogar von einer halben Million Menschen. Es wäre damit in Europa die größte Kundgebung seit Beginn der Flüchtlingsbewegung 2015. Unter dem Motto »Wir wollen aufnehmen – Schluss mit den Ausreden« protestierten die Teilnehmer insbesondere gegen die Madrider Antiflüchtlingspolitik. „Refugees welcome“ weiterlesen

Keinen Schritt zurück

 Kataloniens Ministerpräsident Puigdemont kündigt bei Prozess Referendum über Unabhängigkeit an

Über 40.000 Menschen haben am Montag zum Prozessauftakt gegen den ehemaligen katalanischen Ministerpräsidenten Artur Mas, dessen Stellvertreterin Joana Ortega und die damalige Bildungsministerin, Irene Rigau, in Barcelona ihre Unterstützung für die Angeklagten demonstriert. Die drei Politiker müssen sich vor dem höchsten Gericht Kataloniens (TSJC) wegen Ungehorsam und Rechtsbeugung im Zuge des nicht bindenden Referendums vom 9. November 2014 über die Unabhängigkeit Kataloniens vom spanischen Staat verantworten. Für Mas fordert die Staatsanwaltschaft ein zehnjähriges Amtsverbot und 36.000 Euro Strafe. Für Ortega und Rigau verlangt die Anklage, dass diese jeweils neun Jahre keine politischen Posten innehaben dürfen sowie eine Geldbuße von 30.000 Euro. „Keinen Schritt zurück“ weiterlesen

Anarchisten angeklagt

Prozessauftakt wegen Überfall auf Pax-Bank im November 2014 in Aachen

Am gestrigen Montag begann in Aachen der Prozess gegen zwei Aktivisten aus der anarchistischen Szene Barcelonas. Beiden wird die Teilnahme an einem Banküberfall auf die katholische Pax-Bank im November 2014 in Aachen vorgeworfen.

Die erste Festnahme sorgte im Frühjahr letzten Jahres für Aufsehen. Unter schwerem Polizeiaufgebot hatte in den frühen Morgenstunden des 13. Aprils die Durchsuchung des besetzten sozialen Zentrums »Blokes Fantasma« in Barcelona begonnen. Zwölf Stunden wurden die Bewohner dort festgehalten. Die brutale Polizeiaktion hatte zudem etliche Schäden an der Einrichtung des Zentrums verursacht. Am selben Tag wurden auch mehrere Privatwohnungen durchsucht. Im Stadtteil Carmel verhaftete die Polizei schließlich eine 35jährige Frau, gegen die das LKA Nordrhein-Westfalen wegen Überfällen auf Bankfilialen zwischen 2012 und 2014 ermittelte. „Anarchisten angeklagt“ weiterlesen

Demokratie in Gefahr

Spaniens Justiz zerrt Kataloniens Parlamentspräsidentin vor Gericht, weil sie eine Debatte über die Unabhängigkeit zugelassen hat

Am Freitag hat vor dem Obersten Gerichtshof Kataloniens (TSJC) das Verfahren gegen die Präsidentin des katalanischen Parlaments, Carme Forcadell, begonnen. Der Politikerin werden »Amtsmissbrauch« und »Ungehorsam« zur Last gelegt, ihr drohen die Absetzung und der Entzug des passiven Wahlrechts. Hintergrund des Verfahrens ist, dass Forcadell im Juli in der Legislative eine Debatte über die Unabhängigkeit Kataloniens zugelassen hatte. „Demokratie in Gefahr“ weiterlesen

Utopie und Realpolitik

In Barcelona gerät der Versuch einer alternativen Kommunalpolitik nicht nur durch fehlende Mehrheiten an seine Grenzen

Die Freude war groß, als nach den Kommunalwahlen im Mai 2015 mit »Barcelona en comú« (Barcelona gemeinsam) eine links-alternative Parteienplattform als stärkste Kraft in das Rathaus der katalanischen Metropole einzog. Die Tatsache, dass auch in anderen Städten Spaniens – wie Madrid und Cádiz – linke Zusammenschlüsse gewonnen hatten, ließ die ­Protagonisten zunächst hoffnungsvoll nach vorne blicken. Andererseits war klar, dass die Bildung einer Minderheitsregierung des Linksbündnisses, das nur über elf von 41 Mandaten im Stadtparlament verfügt, nicht einfach werden würde, und man hart um die Durchsetzung des angestrebten radikalen Wandels kämpfen müsste.
„Utopie und Realpolitik“ weiterlesen

Hoffen auf Argentinien

1978 wurde in Barcelona Gustau Muñoz von der Polizei erschossen. Nun liegt der Fall bei der Justiz in Buenos Aires
Gustau Muñoz war erst 16 Jahre alt, als er starb. Ein spanischer Polizist hatte die Kugel abgefeuert, die ihn am 11. September 1978 in Barcelona während einer Demonstration zum katalanischen Nationalfeiertag traf. Muñoz gehörte der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Spaniens (international) an. Die PCE(i), eine Abspaltung der spanischen KP, hatte zu der Kundgebung aufgerufen. Es war die Zeit der »Transición«, des Übergangs von der Diktatur zur parlamentarischen Demokratie. Drei Jahre nach Francisco Francos Tod war Adolfo Suárez gewählter Ministerpräsident Spaniens. Unter seiner Ägide hatte der Kongress gerade das Gesetz 46/1977 verabschiedet, das es untersagte, die Menschenrechtsverletzungen der Diktatur zu untersuchen. Faktisch wurde den politisch Verantwortlichen und den Folterern damit Straffreiheit garantiert. „Hoffen auf Argentinien“ weiterlesen