Pape Diop

1-1-dsc_0002-001In Barcelona hat sich die Volksgewerkschaft der Straßenhändler gegründet. Sie kämpft für die Legalisierung der Arbeitsrechte, gegen Stigmatisierung, Rassismus und Polizeigewalt. Pape Diop ist einer ihrer Sprecher. Mela Theurer befragte ihn im November 2015 über die aktuelle Situation der Straßenverkäufer in Barcelona unter der Linksregierung von Barcelona en Comú, über die Hintergründe der Organisierung, ihren Forderungen und Perspektiven, sowie den alltäglichen Schwierigkeiten und der Unterstützung die das junge Projekt erfährt.

Würden Sie sich zuerst einmal kurz vorstellen?

Ich bin Pape Diop, 36 Jahre alt. 2009 kam ich nach Spanien. Eigentlich hatte ich nicht vor, Waren auf der Strasse zu verkaufen. Aber durch die Krise ist es fast unmöglich eine andere Arbeit zu bekommen. Also stehe ich seit Jahre Tag für Tag auf der Strasse.

Am 10. Oktober wurde die Gewerkschaft der Strassenhändler in Barcelona gegründet. Warum gerade zu diesem Zeitpunkt und was sind Ihre Forderungen?

Wir haben die Gewerkschaft gegründet, um unsere aktuelle Situation als Strassenhändler zu verbessern, aber auch um ein Organ zu haben, das mit der Stadtregierung in Verhandlungen treten und als Ansprechpartner fungieren kann. Wir alle arbeiten als Strassenhändler und die meisten von uns sind schon seit Jahren hier. Während dieser Zeit sind wir einer permanenten Polizeirepression ausgesetzt. Besonders im letzten Jahr waren die polizeilichen Provokationen und Agressionen extrem stark, so dass wir beschlossen haben, uns zu organisieren, um unsere Lage zu verbessern und um unsere Situation und Bedingungen bekannt zu machen. Manche von uns sprechen in diesem Zusammanhang von rassistisch motivierter Agression. Das kann es sicher auch geben. Eines unserer Probleme ist, dass wir manchmal unser Material abgenommen bekommen. Das bedeutet, die Waren, die wir eingekauft und bezahlt haben, sind dann weg. Ein doppelter Verlust also. Wenn die Polizei auftaucht, flüchten wir normalerweise in die Metro. Dort intervenieren sie nicht.

Hat sich die Situation mit der neuen linken Stadtregierung Barcelona en comú verändert? Was erwarten Sie von der neuen Regierung?

Eigentlich hat sich nicht wirklich etwas geändert. Von unserer Seite aus sind wir im Moment mehr auf Rückzug aus, da wir auf Verhandlungen mit der Stadtverwaltung setzen. Wir versuchen derzeit, uns nicht mehr auf Provoationen einzulassen und die Ruhe zu bewahren, da wir eine Lösung für alle anhand eines Dialogs anstreben.

Von der neuen Regierung erwarten wir, dass es für all jejenigen eine Lösung gibt, die keine Papiere haben. Und dann wollen wir Verkaufslizenzen und die Möglichkeit eines geschützten Ortes, so dass wir in Ruhe unserer Arbeit nachgehen können.

Desweiteren sollte es Weiterbildungsmassnahmen geben. Da “Top-Manta” ja gesellschaftlich immer ein Problem darstellt, sollte die Regierung uns “Top-Mantas” eine berufliche Alternative anbieten. Viele kommen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung hierher und finden keinen Job. Andere würden gerne eine Ausbildung oder Weiterbildung machen. Solche Möglichkeiten wollen wir verhandeln.

Im Moment sind fast ausschliesslich Mitglieder der senegalesischen community in der Gewerkschaft organsiert. Wollen Sie das ändern? Wie ist die Beteiligung der Frauen? Mit welcher Unterstützung können Sie rechnen?

Wir haben offene Türen für alle, die in der gleichen Situation sind wie wir, egal ob sie aus Pakistan oder China kommen. Frauen sind auch organisiert, ich schätze mal es sind 20 %. Sie arbeiten hauptsächlich im Sommer an den Stränden und machen dort vorwiegend Flechtfrisuren. Auch für diese Arbeit fordern wir Lizenzen.

Unsere Gewerkschaft besteht insgesamt aus 8 Sprechern und konzentriert sich auf Barcelona. Wir sind aus Afrika hierher gekommen um zu arbeiten. Und wir hoffen, dass wir durch unsere Organisierung eine Verbesserung unserer Situation erreichen können. Wir haben Unterstützung von Kollektiven wie z.B SOS Racisme. Auch einzelne Politiker interessieren sich für uns. Bei unserer Gründung waren sehr viele Kollektive und Gruppen vertreten. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf sie zählen können!

Das wünsche ich mir auch. Herzlichen Dank für das Interview und viel Kraft und Erfolg bei Ihren Aktivitäten!