Zufälliger Tod eines Polizisten

Foto: Mela Theurer

Das Szenarium erinnert an eine der essentiellen Arbeiten Dario Fo’s. Der italienische Dramaturg, der politische Verhältnisse und Ereignisse in seinen Theaterstücken exzellent in Szene setzte, hätte aus dieser Geschichte ein politisches Theaterstück erster Klasse produziert

Szene 1: 4. Mai 2017: Ein in flammen stehendes Auto. Inmitten eines idyllischen Ortes nahe dem Foix-Stausees, machen Wanderer einen gruseligen Fund. Im Kofferaum des brennenden Autos befindet sich eine verkohlte Leiche. Diese wird als Pedro Rodríguez, Polizist der Stadtpolizei guàrdia urbana,  identifiziert.

Szene 2: Hausdurchsuchung in einer Siedlung südlich von Barcelona, in der gemeinsamen Wohnung des ermorderten Polizisten und seiner Lebensgefährtin Rosa Peral. Die Polizistin aus dem Untertützungskorp USD der Stadtpoliziei wird unter dringendem Tatverdacht, an der Ermordung ihres Lebensgefährten beteiligt zu sein, festgenommen. Es erfolgt eine weitere Festnahme: Antionio López, Mitglied desselben Polizeikorps und ehemaliger Lebensgefährte von Rosa Peral.

Szene 3: 3. Juli 2011: Metrostation Barcelona Passeig de Gracia. Bild Überwachungskamera. Vier Straßenhändler befinden sich im Spektrum der Kameraufnahme. Zwei Polizisten der guàrdia urbana erscheinen. Sie drängen die beiden Afrikaner mit ihren über die Schultern geworfenenen Säcken ein paar Meter weiter. Diese Stelle wird von den Kameras nicht mehr erfasst.

Szene 4: 3. Juli 2011, eine Stunde später: Notaufname: zwei Afrikaner erscheinen und präsentieren Hämatome, zwei gebrochene Finger, eine Platzwunde am Kopf sowie zahlreiche Prellungen. Sie berichten, dass zwei Polizisten der guàrdia urbana sie bedroht und mit Schlagstöcken geprügelt hätten. Ort des Geschehens: Metro Passeig de Gràcia.

Szene 5: In einem Prozess erscheinen die beiden afrikanischen Straßenhändler. Angeklagt werden zwei Beamte der guàrdia urbana. Aus Mangel an Beweisen werden sie freigseprochen. Einer der Angeklagten: Antonio López.

Szene 6: 24. August 2012: Rambla de Raval, Barcelona. Filmaufnahme: Ein Fußgänger filmt die brutale Misshandlung eines jungen Afrikaners. Der Senegalese wird von Polizisten der guàrdia urbana bedroht, geschlagen und sein Geld wird gestohlen. Trotz der ZeugInnen und Zuschauer, die die Beamten auffordern, den brutalen Einsatz zu beenden, geht diese Polizeiaktion minutenlang ununterbrochen weiter.

Szene 7: Zwei Beamte der guàrdia urbana werden wegen unnötigen und unbegründeten Schlagstockeinsatz zu 300 € Strafe und 600€ Schadensersatz  an dem senegalischen Mitbürger verurteilt. Der Haupttäter: Antonio López.

Szene 8: 9. August 2014: Diffuse Aufnahme: Drei Polizisten verfolgen einen Mann… Rosa Peral, Antonia López und …. ein nicht identifizierter Beamte

Szene 9: Kurze Meldung in der Presse: Unfall am Montjuïc. „Straßenhändler springt freiwillig in den Tod, nachdem er Polizistin mit Messer verletzt“. Die verletzte Beamtin: Rosa Peral, an der Aktion beteiligte Polizisten: Antonio López und ein weiterer Beamter, dessen Identfikationsnnummer variert: 26356 , 26536, 26365. Kurz darauf stirbt der mysteriöse Polizist mit den drei verschiedenen Identifikationsnumern in einem Verkehrsunfall. Verantwortlicher Leiter der Aktion ist Juan José Leal, guàrdia urbana-Beamte, der u.a. aufgrund seiner  Beteiligigung an rechtsextremen Untertstützungsaktivitäten für die  Brüderschaft „Hermandad de Antiguos Caballeros Legionarios de Barcelona“ sanktioniert wurde. Der ehemalige Nationalpolizist konnte sich während der gegen ihn laufenden Untersuchungen der antikalalanischen rechten Somatemps sowie der xenofoben und rassistischen Plattform für Katalonien (PxC) gewiss sein. (Einblendung von Zeitungsartikeln sowie Fotos zum Thema)

Szene 10: Befragung Rosa Peral: Die wegen der Ermordung an ihrem Lebensgefährten Verdächtigte Rosa Peral gibt folgende Aussage zu Protokoll: Antonio López hat Pedro Rodriquez ermordert, da dieser über den Vorfall am Montjuïc Bescheid wusste und uns damit erpressen wollte.

Szene 11: Rückblick- Stimme aus dem OFF und Fotoprojektionen: Rosa Peral und Antonio López erscheinen gemeinsam auf einem Mittagessen. Sie zeigen sich fröhlich. Verschiedene Bilder werden eingeblendet: Brennendes Autos, verschiedene Paarkonstellationen, brutale Schlagstockszenen gegen Straßenhändler.

Szene 12: Auszüge aus der Zeitung la directa werden projeziert: Bei dem Toten der Verfolgungsjagd auf dem Montjuïc handelt es sich um einen 50-jährigen Mann aus Teruel,  José Antonio González, die Rekonstruktion des Tathergangs wird anhand von Fotos  projeziert.

https://directa.cat/reconstruccio-duna-mort-silenciada-montjuic

Szene 13: AnwätInnen von SOS – Rassimsus resümieren auf einer Pressekonferenz: Es bedarf eines toten weißen Polizisten, damit ein mysteriöser Todesfall neu aufgerollt wird. Deutlich werden: Verrohrung im Polizeiappart, Willkürjustiz, die rechte Machenschaften deckt und verschleiert. Eine passive Presse, die sich mit der offiziellen Meinung zufrieden gibt. Erst wenn ein weißer männlicher Polizist stirbt, wird ein Fall wieder aufgenommen und durch Zufall treten Wahrheiten und Zusammenhänge ans Licht.

Schlussszene folgt…