„No tinc por“

Foto: Mela Theurer

Keine Angst: 500.000 Menschen demonstrieren in der katalanischen Stadt Barcelona für den Frieden

Gut eine Woche nach den Anschlägen haben am Samstag in Barcelona nach Schätzungen rund 500.000 Menschen unter dem Motto »No tinc por« (Ich habe keine Angst) gegen Terror und für den Frieden demonstriert. Rechnerisch folgte fast jeder dritte Einwohner der Metropole dem Aufruf des Präsidenten der katalanischen Generalitat, Carles Puigdemont, und von Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau. Die klare Botschaft der zahlreichen Transparente: »Wir lassen uns nicht einschüchtern!«

An der Massenkundgebung beteiligte sich am Samstag erstmals in der Geschichte Spaniens auch der König. Gemeinsam mit Ministerpräsident Mariano Rajoy ging Felipe VI. in dem Zug mit. In den Applaus für die Regierenden mischten sich jedoch auch Pfiffe. Auf Transparenten wurden die Rüstungsgeschäfte Spaniens mit der absoluten Monarchie Saudi-Arabien kritisiert und für den Terror mitverantwortlich gemacht. Angeführt wurde die Demonstration von Polizisten, Feuerwehrleuten, Sicherheitskräften und Sanitätern, die sich nach den Attentaten um die Opfer gekümmert hatten.

Auch in anderen Städten Kataloniens hatten sich in den vergangenen Tagen bereits Tausende auf Kundgebungen und Demonstrationen unter demselben Motto versammelt. Muslimische Gemeinden waren ebenfalls zusammengekommen, um sich gegen den Terror auszusprechen. Am Tag nach dem Attentat verhinderten Antifaschisten in Barcelona eine von der faschistischen Falange durchgeführte Zusammenrottung.

Am 17. August war ein Transporter auf den Rambles, Barcelonas Flaniermeile, gerast. Dreizehn Personen starben, 130 wurden verletzt. Am Sonntag erlag ein weiteres Opfer im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die deutsche Touristin war von dem Auto erfasst worden. Bei seiner Flucht erstach der Attentäter einen jungen Mann, um an dessen Auto zu gelangen. Fünf Tage später wurde der 22jährige Hauptverdächtige 50 Kilometer westlich von Barcelona von der katalanischen Polizei erschossen. Bereits kurz nach dem Anschlag in Barcelona stellten die Behörden einen Zusammenhang mit einer am Abend zuvor stattgefundenen Explosion im südkatalanischen Alcanar her, bei der zwei Menschen starben.

Über 100 Butangasflaschen wurden dort sichergestellt, mit denen die Attentäter verschiedene Ziele in Barcelona, darunter die berühmte Basilika Sagrada Familia, attackieren wollten. Im Zuge dessen kam es in der Nacht nach dem Anschlag auf den Ramblas in der Kleinstadt Cambrils nahe Tarragona zu einem weiteren Attentat: Fünf Männer rasten mit einem Audi in eine Menschenmenge auf der Hafenpromenade, eine Frau starb, mehrere Personen wurden verletzt. Sicherheitsbeamte erschossen die Männer, mehrere Messer und eine Axt wurden beschlagnahmt. Als Drahtzieher der Anschläge gilt der Imam Abdelbaki Es Satty. Das spanische Justizministerium gab inzwischen bekannt, dass Es Satty nach einer Haftstrafe 2012 kurz vor der Abschiebung stand. (mit Agenturen)

veröffentlicht in jw am 28_8_2017