Patriarchat muss weg!

Foto: Mela Theurer

Über 300 feministische Vereinigungen und mehrere Gewerkschaften riefen in Spanien am 8. März zu einem feministischen Streik auf. Der Aktionstag war ein voller Erfolg

„Ohne uns läuft nix“ lautete einer der Slogan zum internationalen Frauenkampftag am 8. März. Dieser feministische Streik- und Aktionstag wird als historischer Tag in die Geschichte Spaniens ein gehen.

Über 300 Organisationen sowie die anarchistisch- anarchosyndikalen Gewerkschaften CNT und CGT hatten zu einem feministischen Konsum-Arbeits- Studien- und Pflegestreik aufgerufen. In Katalonien beteiligten sich die LehrerInnengewerkschaft sowie der Unabhängigkeitsbewegung nahestehenden kleinere Gewerkschaften an dem 24-stündigen Streik. UGT und Comisiones Obreres CCOO hingegen riefen lediglich zu je zwei Streikstunden am Morgen und am Nachmittag auf, was ihnen herbe Kritik vor allem aus feminisitschen Kreisen einbrachte.

Die Tatsache, dass Frauen das Doppelte an Reproduktionsarbeit leisten, bei gleicher Arbeit 13% weniger verdienen als Männer und kontinuierlich sexualisierter Gewalt ausgesetzt brachte an diesem 8. März schliesslich Hundertausende auf die Straße.

Bereits am frühen Morgen wurden Autobahnen, Zufahrtsstraßen und Bahngleise blockiert. Über 300 Züge kamen dabei zum Stehen. In verschiedenen Städten hingen Schürzen an der Leine mit der Botschaft: „Manolo, koch dir heut dein Essen selbst!“ Auch im Madrider Kongress ging fast nichts. Die katalanische Fernsehanstalt TV3 hatte ein Minimalprogramm und auch das spanische Fernsehen war durch Streiks von Mitarbeiterinnen betroffen. Die öffentlichen Sektoren wie der Transport- Bildungs- und Pflegebereich folgten dem Streikaufruf. und in den links-regierten Rathäusern streikten die Frauen geschlossen.

Um die Mittagszeit kam es dann in über 120 Städten zu Kundgebungen und Demonstrationen. In Girona wurde eine Menschenkette gebildet, der sich auch die Studentinnen anschlossen. Hundertausende forderten: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ und „Schluss mit sexualsierter Gewalt“.

Im katalanischen Vinarós wurden am Strand 739 Kreuze für die Todesopfer zwischen 2007 und 2017 durch Männergewalt aufgestellt.

Die Gewerkschaften zeigten sich mit dem Streik zufrieden. Auch wenn die Beteiligung eher gering ausfiel, werteten CGT und CNT den Streiktag als vollen Erfolg. Dem partiellen Streik von UGT und CCOO waren ca. 6 Millionen gefolgt, was die Gewerkschaften als enormen Exit bezeichneten.

Die Massendemonstrationen vom Abend übertrafen dann jedoch alle Erwartungen. Laut Veranstalterinnen versammelten sich in Madrid eine Million, in Barcelona 600.000 Personen. Auch in vielen anderen Städten verwandelten Hundertausende die Straßen in ein lila Farbenmeer.

Lautstark und kämpferisch brachten auf der Demonstration in Barcelona die Trans- Queer- Lesbenbewegung sowie antirassistische Feministinnen und Sexarbeiterinnen ihre Forderungen zum Ausdruck. Migrantinnen und Trans-Queer-Lesbenkollektive führten den Demonstrationszug vor dem offiziellen Transpartent an. Sie erteilten der weißen feminisitschen Bewegung ihre Lektion: „Feminismus ohne Antirassismus ist rassistisch!“

In den zum Schluss verlesenen Manifesten forderten die Veranstalterinnen nicht nur eine Fortführung der Debatte sondern vor allem Konsequenzen. Es bleibt zu hoffen, dass die feministische Bewegung, die gestärkt aus diesem Tag hervorgeht, es schafft, gesellschaftspolitisch ihre Ziele umzusetzen. Und auch, dass die Vielfältigkeit der Inhalte, die auf den Transparenten zu lesen war, in der Diskussion um feministische und antirassistische Perspektiven ihren Ausdruck findet.