Räumungswelle gegen selbstverwaltete Projekte

Foto: Mela Theurer

Seit dem 20. September wurden vier besetzte Häuser und soziale Zentren in Barcelona durch die katalanische Polizei Mossos d’Esquadra geräumt. Über 50 Personen sind betroffen

Mit der Räumung am 20. September begann in Barcelona eine Serie von polizeilichen Aktionen gegen besetzte Häuser.

Am frühen Morgen waren Beamte der katalanischen Polizei Mossos d’Esquadra in den Wohnblock La Taxonera eingedrungen. Mit Maschinenpistolen

bewaffnet hielten sie die zwölf BewohnerInnen über Stunde in einen Raum fest, während sie das Haus durchsuchten. Einen Räumungsbefehl legten sie nicht vor. Das  Gebäude das der Societat de Gestió d’Actius procedents de la Reestructuració Bancària (SAREB) gehört, wurde vor eineinhalb Jahren als Bauruine besetzt und von den neuen Bewohnern in Eigenregie bewohnbar gemacht. Unterdessen erwirkte die Eigentümergesellschaft einen präventiven Räumungsbefehl, ohne dass den Besetzern ein Recht auf Anhörung zugestanden wurde. Die Räumung kam für sie ohne Vorankündigung völlig überraschend.

Nur fünf Tage später wurde das im Stadtteil Vallcarca angesiedelte selbstverwaltete Zentrum CSOA Kasanostra geräumt. Seit über drei Jahren bot es im Stadtteil Volksküchen, eine Bibliothek, verschiedene Werkstätten und Kinoabende an. Die in Luxemburg angesiedelte AREO SARL, hatte das Gebäude 2014 von der angeschlagenen spanischen Bank Bankia übernommen. Seit Ende Juni war das Zentrum von Räumung bedroht, doch ebenso wie bei La Taxonera gab es keinen datierten Räumungsbefehl. Die sechs Personen, die sich in den frühen Morgenstunden des 25. September dort aufhielten, wurden während der Durchsuchung des Zentrums ebenfalls in einem Raum festgehalten.

Nur wenig später wurde am selben Morgen das von MigrantInnen selbstverwaltete Projekt „La Tomaquera“ im Stadtteil Carmel geräumt. Mit antirassistischen und antikolonialen Workshops war „La Tomaquera“ mehr als nur ein Wohnprojekt, in dem sich obdachlose MigrantInnen zusammen geschlossen hatten. Sie setzten mit ihrer selbstorganisierten antirassistischen Initiative politisch Signale und Impulse.

Am 2. September wurde das seit Juni letzten Jahres besetzte Haus Can Puntades nahe der Sagrada Família geräumt. Dabei gingen die Mossos mit Schlagstöcken gegen die zahlreichen Demonstrierenden vor, die sich während der Aktion vor dem Haus versammelt hatten.

Die Repression gegen die besetzten Häuser und Zentren steht in einem traurigen Kontext von Zwangsräumungen, wobei Katalonien führend ist. Allein von April bis Juni wurden dort 3.625 Zwangsräumungen durchgeführt, das macht 21,5% aller Räumungen im spanischen Staat aus.