Wohnraum statt Hostels

Foto: Mela Theurer

Über 2000 Menschen demonstrierten am Samstag Nachmittag in Barcelona  für bezahlbaren Wohnraum und gegen massiven Tourismus, der Preise in die Höhe treibt und gewachsene Stadtteilstrukturen zerstört

In einem Sternmarsch kamen aus sieben Stadtvierteln Barcelonas am Samstag Nachmittag über 2000 Personen zusammen, um gegen Immobilienspekulation, Zwangsräumungen, knappen Wohnraum und massiven Tourismus zu demonstrieren. Mobilisiert dazu hatte die Plattform „Barcelona ist nicht im Ausverkauf!“, in der verschiedene Stadtteilinitiativen, die neugegründete Mietergewerkschaft sindicat dels llogaters, sowie die Plattform gegen Zwangsräumungen PAH organisiert sind. In einer kämpferischen Demonstration wurde in Sprechchören das Recht auf bezahlbaren Wohnraum gefordert. „Dies ist kein Tourismus, dies ist eine Masseninvasion“, „Wir lassen uns nicht aus unseren Vierteln vertreiben“ und „Barcelona ist nicht im Ausverkauf“ war auf den Transparenten zu lesen. Die Demonstration zog vom zentralen Universitätsplatz durch den Stadtteil Poble Sec, wo ein seit über 8 Jahren leerstehendes Gebäude besetzt wurde. Der traditionelle ArbeiterInnenstadtteil ist seit Jahren Opfer von Immobilienspekulation. Leerstehende Wohnungen und Blöcke werden zu Touristenwohnungen umfunktioniert. Der Wohnraum

wird knapp, was einen drastischen Mietanstieg mit sich bringt. Zwischen 2014 und 2016 sind die Mietpreise um 17% angestiegen. Gleichzeitig wurden aufgrund der Wirtschaftskrise die Gehälter eingefroren, die Arbeitslosigkeit stieg weiter an und die Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen einen Arbeitsplatz zu finden, führte zu einer Migration in andere europäische Länder. Eine weitere Folge der Immobilienblase sind die Zwangsräumungen. Diese kann auch das linke Regierungsbündnis mit der ehemaligen PAH-Aktivistin Ada Colau als Bürgermeisterin nicht stoppen. Die Dachorganisation der Nachbarschaftsvereinigungen FAVB spricht von 9-10 Räumungen pro Woche allein in der katalanischen Metropole. Wohnraum wird erneut zu einem Spekulationsobjekt, um dem Massentourismus Rechnung zu tragen. Neben den unbezahlbaren Mietpreisen gestaltet sich das Leben in den Stadtvierteln aufgrund des massiven Tourismus immer problematischer. Die arbeitende Bevölkerung sieht sich feiernden TouristInnen gegenüber, die traditionellen Bars um die Ecke weichen allmählich Touristenkneipen mit entsprechenden Preisen. Die Koordination der Wohnraumversammlungen Barcelonas – Coordinadora d’Assemblees d’Habitatge de Barcelona, hat inzwischen die Kampagne „Adeu Barcelona“- Tschüs, Barcelona gestartet und weitere Aktionen für das Recht auf bezahlbaren Wohnraum und gegen die Vertreibung der MieterInnen aus den Vierteln angekündigt.