Knast für Rap gegen König

Foto: Mela Theurer

Weil Valtonyc gegen spanische Monarchie und Korruption rappt, wurde er zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Seinem Kollegen Pablo Hasél drohen nun drei Jahre Gefängnis

Mit ihrem Urteil gegen Josep Miquel Arenas, in der Rapperszene besser bekannt als Valtónyc, wollten die Richter wohl ein Exempel setzen. Mit dreieinhalb Jahren Haft lagen sie sechs Monate über den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Und das nur, weil der Rapper aus Mallorca es musikalisch Krachen lässt. Doch selbst literarische Bomben duldet die spanische Justiz nicht. In Textstellen wie: „Was weiß ich, ob der Borbonenkönig beim Elefantenjagen oder mal wieder mit ein paar Nutten unterwegs war..“, „Scheiß Bullen, scheiß Monarchie, mal schauen ob ETA nicht bald ne Bombe wirft“ oder bezüglich des Vorsitzenden des extrem rechten antikatalanischen Circulo Balear „Campos verdient ne Bombe mit nuklearer Zerstörungskraft“ sehen die Richter Verherrlichung des Terrorismus, Verleumdung und Beleidigung des Königshauses. Der Künstler bezog sich in seiner Verteidigung auf das Recht freier Meinungsäußerung und künstlerischer Freiheit. Seine Texte seien Poesie und kein Aufruf zur Gewalt und alles was er darin verarbeitet habe, stamme aus Presseinformationen. Doch selbst da wo es lediglich künstlerisch gegen Krone, Bestechung und Staat geht, greift die spanische Justiz härter und schneller durch  als bei den Korruptionsfällen selbst. Drei Jahre erhielt beispielsweise der ehemalige Bürgermeister der Kleinstadt Torrevieja wegen Fälschung von Dokumenten und Rechtsbeugung. Und der ehemalige Bürgermeister Tomás Goméz Arrabal aus der Provinz Malaga, wegen zwölf Korruptionsvergehen zu neun Jahren veurteilt, wurde kurze Zeit später von der Rajoy-Regierung begnadigt und seine Strafe auf zwei Jahre reduziert. Die ungleiche Rechtsprechung hat System. Pablo Rivadulla, der als Pablo Hasél rappt, brachte dies bei seiner Anhörung letzter Woche vor dem Sondergericht der Audiencia Nacional auf den Punkt. „Wenn ich den Katalanen eine Bombe untern Arsch gewünscht oder gegen Homosexuelle und MigrantInnen Stimmung gemacht hätte, sässe ich jetzt nicht hier“.   2014 bereits zu zwei Jahren Knast verurteilt, muss er sich nun erneut vor Gericht verantworten. In Songgexten und tweets soll er Terrorismus verherrlicht, Autoritäten wie Politiker und den König beleidigt und verleumdet haben soll. Auch er verteidigt den freien künstlerischen Ausdruck und das Recht auf Meinungsfreiheit. „Ich habe wie andere Medien auch Ungerechtigkeit und Ungleichheit denunziert und werde dies auch weiter tun. Ich bin nicht verantwortlich, wenn der König Elefanten jagt oder mit öffentlichen Geldern seine Geliebten aushält. Das habe ich nicht erfunden, das schreiben andere Medien, man kann es sogar googlen,“ so Hasél während seiner richterlichen Befragung.  Die Staatsanwaltschaft fordert für ihn zwei Jahre und neun Monate. Die beiden Rapper sind mit ihren Anklagen nicht allein. Seitdem die postfranquistische Volkspartei PP 2011 die Regierung übernahm stiegen die Verfahren wegen Verherrlichung des Terrorismus stetig an. Obwohl Organisationen wie ETA ihre Waffen zu diesem Zeitpunkt definitiv niedergelegt hatten, erhöhte sich die Fahndung in den sozialen Medien hinsichtlich einer virtuellen „Apologie des Terrorismus“. Musiker und tweets stehen seitdem im Zentrum der Ermittlungen. 2012 gab es beispielsweise zehn , 2013 fünfzehn und 2014 vierzehn Verfahren. 2015 kam es zu 25 Urteilen wegen Verherrlichung von Terrorismus, wobei neunzehn Mal ein Jahr Gefängnis gekoppelt mit sieben Jahren Berufsverbot verhängt wurde.

Los Chikos del Maíz, Ayax y Prok fanden sich ebenso wie César Strawberry auf der Angklagebank. Strawberry, Sänger von Def con Dos war 2017 zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden.