Tabarnia – Spaltire ohne Witz

Foto: Mela Theurer

Die Spalter der Spalter versuchen rechtes Gedankengut in Humor zu verpacken. Wirklich witzig ist das nicht. Wer diesem Projekt etwas abgewinnt, positioniert sich definitv rechts außen

Tabarnia – hinter dieser Plattform verbirgt sich eine rechte Spaltungsbewegung, die die katalanische Unabhängigkeit lächerlich macht, ihre Symbole und Aktivitäten imitiert und versucht, mittels Satire politisch in den Unabhängigkeitsprozess zu intervenieren.

Der Neologismus Tabarnia, zusammengesetzt aus Tarragona und Barcelona bezieht sich auf ein Gebiet, in dem die Unabhängigkeitsbewegung während des Referendums keine Mehrheit erzielen konnte. Innerhalb der autonomen Republik Kataloniens solle eine Spanien zugehörige Enklave als autonome Gemeinschaft erhalten bleiben. Mit einer neu gestalteten Landkarte, eigener Flagge und Hymne agiert sie verstärkt seit den Wahlen im Dezember 2017 und die Resonanz in den sozialen Medien ist enorm. Ihr Ursprung geht bereits auf das Jahr 2012 zurück, wo im März die Plattform Barcelona ist nicht Katalonien entstand. Damals hatte die Bewegung erfolglos versucht, mittels des ForoCoches gegen die Unabhängigkeitsbewegung zu wettern. 2015 tauchte dann erstmals der Begriff  Tabarnia auf. Inzwischen umfasst die Plattform nach eingen Angaben auf ihrer Webseite über 100 Vereinigungen und Firmen, die sich als unionisich begreifen und die Einheit Spaniens verteidigen. Aus der politischen Nähe zu rechten Parteien und Organsiationen machen ihre Funktionsträger indessen keinen Hehl. Ihr derzeitiger „Präsident im Exil“, der Dramaturg Albert Boadella ist Gründer der Ciutadanos und nach wie vor bekennender Wähler. Die Oppositionsvorsitzende der neoliberalen Unionisten im katalanischen Parlament Inés Arrimadas wie auch deren Vorsitzender Albert Rivera unterstützen ihrerseits das Projekt Tabarnia. Boadella bezeichnet Arrimadas in einem Interview vom Dezember mit der Tageszeitung „El Mundo“ in dem er zu den WahlkandidatInnen befragt wird, als einzige mit einer sauberen Weste. Im gleichen Atemzug tituliert er den Präsdidenten der Generalitat Carles Puigdemont salopp als Arschloch. Boadellas Vorgänger und Sprecher von Tabarnia Jaume Vives i Vives outet sich indessen noch weiter rechts. In einem seiner tweets bezeichnet er den Islam und die Geschlechterideologie als Werkzeuge des Satans. Im vergangenen Oktober errichtete er in Barclona einen „Widerstandsbalkon“ und beschallte die Nachbarschaft mit „Viva España“ Gesang und der Hymne der paramilitärischen Guardia Civil. Vives selbst bezeichnet sich als Katholik und und Journalist und interviewte in seiner 2011 gegründeteten digitalen Zeitung „El Prisma“ unter anderem wohlwollend den ehemaligen Vorsitzenden der faschistischen Plattform für Katalonien Josep Anglada. Auch dem Ultrakatholiken Ignacio Arsuaga von „Hazte Oír“ – Verschaff dir Gehör – gab er in seinem Medium ein Forum. Diese Organisation, die sich offen gegen Schwangerschaftsabbruch und Homosexualität ausspricht, sorgte im vergangenen Jahr mit ihrer transphoben Propaganda für Aufsehen. Letztendlich wurde ihr Bus, der mit Parolen wie „die Jungs haben einen Penis – die Mädchen eine Vulva, lasst euch nix vormachen“ von der katalanischen Polizei gestoppt und Hazte Oír wurde wegen Verbreitung transphober Propaganda mit einer Strafe von 1700 Euro belegt.

Gemeinsam mit der rechten Societat Civil Catalana (SCC) – Katalanische Zivilgesellschaft –  plante Tarbarnia für den Auftakt der Handy-Messe Mobil World Congress in Barcelona eine Demonstration, um gegen die Unabhängigkeitsbewegung zu mobilieren. Doch der Druck aus der Wirtschaft veranlasste zuerst die SCC und im Zuge dessen auch Tabarnia dazu, die Demonstration abzusagen. Inzwischen wurde dafür ein neuer Termin  angesetzt, der den reibungslosen Ablauf des Kongresses nicht stören soll.